Sommerloch

erstellt am: 09.08.2023 | Kategorie(n): Natur |

Bevor es furchtbar wird, erstmal ein Nachtrag. Ich glaube, das kennt ihr noch nicht:

playa pleasure

La Gomera, die Bananen … Republik (?).

Die kleine Atlantik-Insel wird derzeit malträtiert. Zuerst gab es einen 100%igen Stromausfall auf der ganzen Insel. Je nach Ort, 2-3 Tage lang. Es funktionierte nur das Krankenhaus, der Hafen und der Flughafen. Die haben offensichtlich ein Notstromaggregat. Sonst war alles finster. Kein Handy aufladen, keinen Sprit tanken, teilweise kein Wasser (Pumpen liefen nicht!), keine Kneipe, kein Essen, kein Kaffee. Das Zeug in der Tiefkühltruhe vergammelt, die Supermärkte und Restaurants dürfen ihre Waren wegschmeißen. Touristen sind abgereist (das Schiff fuhr ja!).

Unsere Regierung spricht ständig von alternativer Energie (seit neuestem), baut ein Windrad nach dem anderen in die Gegend, „nachhaltiges La Gomera“, Biospähren-Reservat und was weiß ich. Aber unser ewig altes Kraftwerk (Öl), völlig überholt, immer noch in Funktion, wird offensichtlich nicht gewartet, Brand im Technikraum, Generatoren hin. Ende. Black-out. Total. Null-Energie, wie sie hier sagen. Sogar der SPIEGEL brachte eine Nachricht.

Plan B für Notfälle? Fehlanzeige! Back-up? Achwo! Es mussten Generatoren aus La Palma angekarrt werden, die notdürftig die Versorgung wieder hergestellt haben. Tagelang zittert man, ob es Strom gibt oder nicht, die Straßenbeleuchtung bleibt vorsichtshalber ausgeschaltet. Vorausschauende Politik, wahrlich.

Es geht noch schlimmer

Der neueste Clou unserer intelligenten Regenten aber ist: Bäume absägen. Mitten im Sommer, in der größten Hitze. Überall auf der Welt werden Bäume geschützt und gepflanzt, auf La Gomera werden sie ohne Not einfach gefällt. Die neu gewählte (!!!) Stadtverwaltung (eine Frau als Bürgermeisterin, man glaubt es nicht) hat offensichtlich beschlossen, alle Bäume umzubringen, die nicht „von hier“ sind. Ihnen ist aber nicht aufgefallen, dass weder Kartoffeln, Tomaten, noch Bananen von hier sind. Und viele Menschen auch nicht. Und sie fangen mit den schönsten Bäumen an, die wir haben: den Flamboyants. Eine Augenweide, bewundert und fotografiert von den Touristen, spenden sie Schatten, verbessern das Klima, absorbieren CO2, die Blüten ziehen Insekten an, sind eine Wohltat fürs Atmen und gegen die Hitze etc. Ich könnte eine lange Liste mit den Vorzügen der Bäume aufzählen. Aber das ist ja überall auf der Welt bekannt. Nur bis nach La Gomera hat sich das nicht herumgesprochen.

Schattenspender, selbst bei Autofahrern beliebt

Flamboyant, auch Flammenbaum, ist aus der Familie der Johannisbrotgewächse. Ursprünglich aus Madagaskar, ein Exot aus den Tropen und Subtropen, der sich auf La Gomera wunderbar entwickelt. Ein Baum, der Schatten und atembare Luft spendet in einer Gegend, wo sonst nur die Sonne brennt und der Wind pfeift. Diese Bäume wurden vor 37 Jahren gepflanzt. Es war eine gemeinsame Aktion der Lehrer mit den Schülern, wohl um die Hitze zu bekämpfen und ein wenig Schatten zu haben. Fast einen Kilometer lang war die Straße mit den Bäumen geschmückt …

Und so sieht die Zukunft aus

Sieht doch gleich ganz anders aus, und so authentisch. Die Gemeinde plant, „autóctonos“ zu pflanzen. Also, Bäume von hier: Acebuches (Ölbaum) und Almácigos (Weißgummibaum). Es gibt ein kleines Problem: diese heimischen Sorten kommen aus der mittleren Gebirgslage, sind keine Küstenpflanzen, brauchen also viel Wasser (im Gegensatz zu den Flamboyants, die holen sich das mit den tiefen Wurzeln aus dem Grundwasser). An Bewässerung wurde auch eher nicht gedacht. Ich gebe den Neulingen mitten im Sommer ein paar Wochen. Dann werden sie vermutlich Pflanzentröge mit Plastikblumen hinstellen … Oder nix. So wie jetzt in der Fußgängerzone:

Herzlichen Glückwünsch an alle Verantwortlichen für diesen Frevel an der Umwelt, an den Bewohner:innen, am Klima, am gesunden Menschenverstand und unsere zukünftigen Generationen. Ich bin fassungslos.

Ach ja … wo ist eigentlich das Holz hingekommen?

Sofort in kleine Stücke zersägt und abtransportiert.