Es fing so an: Ich habe ein paar Samen geschenkt bekommen mit den Worten: Das ist die Pflanze, von der sich Monarchfalter ernähren. Du wirst viele Monarchfalter haben.
Gut. Wer will keine schönen Schmetterlinge im Garten haben?
Ich stand noch unter dem Eindruck von T.C. Boyle „Blue Skies“, in dem der Monarchfalter überhaupt als DER Edelfalter schlechthin beschrieben wird, hinter dem die Naturschützer her sind. (Übrigens: Lektüre empfehlenswert. Grausam, aber gut).
So. Ich habe also die Samen eingesetzt. Und siehe da! Bald danach spitzten ein paar Triebe aus der Erde, die sich sehr bald zu einem kleinen Pflänzchen entwickelten, bzw. mehreren. Und dann. Dann kamen die Monarchfalter. Die großen. Sie schwirrten herum, kreisten um die anderen Pflanzen, um sich dann gezielt auf meine kleine, gerade erst die Welt erkundende Monarchfalter-Pflanze zu setzen. Das ist ja noch ganz schön. Als die ersten Löcher in den Blättern auftauchten, bekam ich Angst um meinen Zögling. Und da war sie. Die Raupe des Monarchfalters. Lustig, gestreift. Absammeln? Umbringen? Fressen lassen?
Die Raupen fressen die Pflanze völlig kahl, verpuppen sich dann irgendwo an einem schönen schattigen Plätzchen, die Pflanze treibt wieder aus. Sagte man mir.
Aber so eine kleine zarte Pflanze kahlfressen lassen? Erholt die sich je wieder?
Langsam interessierte mich beides. Die Pflanze und der Falter.
Meine Pflanze heißt laut App (ja, ich habe eine Pflanzen-App!) Indianer-Seidenpflanze (müsste heutzutage sicher umbenannt werden, Indianer sind ja out), latein: „Asclepias curassavica“. Stutzig machte mich, dass es ein Hundsgiftgewächs ist. Witzig, dass man ausgerechnet einen Hund, den besten Freund des Menschen, für etwas Böses hernimmt: Hundstage (scheißheiß), hundsgemein (besonders gemein) etc. In diesem Sinne ist es wohl gemeint, Hundsgift. Und da lese ich, dass die Seidenpflanze giftig ist. Zumindest für Säugetiere wie den Menschen (blockiert Natrium-Kalium-Pumpe bzw. die Reizweiterleitung zu den Nervenzellen und in hoher Dosis führt es zum Herzstillstand – wirklich hundsgemein). Nicht so für den Monarchfalter. Den macht das Gift eher immun gegen Fressfeinde und stärkt ihn. Seine Muskeln sind so stark, dass er sogar bis 3.600 Kilometer wandern kann! Ein Wanderer. Also, der Wanderfalter kommt eher in den USA vor – diese wandern bis nach Mexiko (bei den Menschen ist es umgekehrt – die wollen von Mexiko in die USA). Ein Wanderfalter also! Angeblich ist der Monarchfalter der am besten erforschte Falter überhaupt. Allein der Wiki-Eintrag ist endlos. (Gerne nachsehen).
In den USA wird die Seidenpflanze eher als Unkraut angesehen und mit Gift bekämpft. Da sich der Monarchfalter aber vornehmlich von Wolfsmilchgewächsen (auf den Kanaren und Madeiera Euphorbia mauretanica) und Seidenpflanzen (es gibt verschiedene Arten) ernährt, rottet man damit auch die Lebensgrundlage der Falter aus. 2010 ist angeblich die Population derart eingebrochen, dass die Umweltschützer Alarm schlagen.
Aber der Monarchfalter hat noch eine andere Seite. Die Weibchen sind größer und prächtiger, die Männchen etwas kleiner. Dafür haben sie ein merkwürdiges Gehabe bei der Paarung. Sie stürzen sich auf die Weibchen und können diese festhalten! (Habe ich noch nicht beobachtet, stelle ich mir lustig vor). Miriam Rothschild (wer immer das ist, selber googeln) nannte ihn deshalb 1978 ein „Chauvinisten-Schwein“. Naja. Wiki-Wissen.
Sie verblassen und sterben nach der Eiablage.